Das denkwürdige Crewtreffen 2021 in Husum oder:
" ... bei der Marine geht keiner verloren!" (1)



Dienstag, 12. Oktober 2021, der 1. Tag

Corona hatte Deutschland schon lange im Griff und hat es in Teilen immer noch.. Vieles, was man deutschland- und weltweit geplant hatte, war dem harten oder auch zeitweise etwas weniger harten "LOCK DOWN" im Jahr 2020 zum Opfer gefallen, so auch das von langer Hand geplante Crew-Treffen in Konstanz. Das war schon ein heftiger und unerwarteter Schlag für die altersmäßig zwar fortgeschrittene, aber innerlich jung gebliebene Crew IV/ 66 gewesen!

Doch inzwischen waren alle geimpft, und Corona hatte auch ein wenig den Schrecken verloren, wenn auch dieser tückische Virus noch nicht ganz aus der Welt war. Doch ein innerer Druck hatte die alten Kämpen dann doch wieder zusammengeführt, vor allem aber auch deshalb, weil der "Crew-Ghost" Ulli Rode dazu aufgerufen hatte und mit einem Programm lockte, das sonst eigentlich jeden interessieren musste: Nordfriesland im Herbst.

Also: nordfriesisch herb, so wie das Bier an der Küste. Und alle strömten mal wieder herbei, man könnte fast sagen, aus allen Teilen der Welt: Aus Mexiko, aus dem fernen Sri Lanka, aus Südfrankreich, aber selbstverständlich auch aus Gegenden, die fast in Sichtweite von Husum liegen. Und wer meinte, pünktlich sein zu müssen, der konnte feststellen, dass man auch überpünktlich sein kann. Und damit ist natürlich noch nicht alles gesagt, denn, da das Gründungsdatum 4.4.1966 nun schon über 55 Jahre zurückliegt, musste manche kleinere oder größere "Alterserscheinung" organisiert oder hintangestellt werden, in einem Fall sogar die lebenswichtige Dialyse, die alle 2 Tage notwendig ist. Mit anderen Worten: In hohem Maße wurde Einsatz gezeigt von den "Mannslüüd und Fruunslüüd" der Crew IV/ 66.

Am Dienstag, den 12.10 2021 um 15 Uhr wurde zur Sammlung geblasen. Man traf sich im netten und gemütlich eingerichteten Hotel HINRICHSEN in der Husumer Süderstraße. Der Termin war so früh angesetzt, dass man auch den Anreisetag "crewtechnisch" nutzen konnte, vor allem und ganz besonders in der Bar des Hauses. Doch der offizielle Beginn war erst am Abend gegeben, als der Crew-Ghost die Begrüßungsrede gehalten hatte und danach Ignaz' Frau Blanca erst auf "Spanisch mit mexikanischem Einschlag" und anschließend Ignaz nach freier Übersetzung des Vorgetragenen das Buffet mit folgender Erklärung eröffnete:

Malos tiempos corren hoy,
para encuentros y reuniones,
¡Huyamos de los follones!
Y ya con esto me voy.

 

Mies sind die Zeiten heute,
Für Treffen, Parties, Feste,
drum ist es ist wohl das Beste,
dass ich verschwinde, ihr Leute.

Ya me despido señoras y señores.
Agradezco su atención
Y deseo de corazon
que vengan tiempos mejores!

 

Tschüss denn, ihr Crewkameraden,
für Aufmerksamkeit ist zu danken,
so wünsch' ich beim Backen und Banken,
dass zukünft'ge Zeiten besser geraten.

Ich erkläre heute, am 12. Oktober 2021, dem 529. Jahrestag der Entdeckung Amerikas, das Buffet der Crew IV/66 für eröffnet!

Auch ich hätte mich gerne viel intensiver an den Rinderrouladen und all den anderen Köstlichkeiten des Abends gelabt, allein es war die immer lauernde Gicht, die mir Zurückhaltung auferlegte. Da war es also einmal wieder: So ganz frisch sind wir leider alle nicht mehr, aber ... "Opfer müssen gebracht werden"!

Es sollte eigentlich nun ein ganz lockerer Abend bei Bier und Wein werden, doch es kam anders. Denn plötzlich wurde erneut in den großen Saal gerufen, zur Überraschung von allen, die nicht eingeweiht waren, und ohne dass der Grund dafür genannt worden war. Doch den bemerkten alle, als einer der Anwesenden, der übrigens im Zustand des Frohsinns und der gehobenen Ausgelassenheit TIGER genannt wird, das Wort ergriff. Was nun kam, war ein Rückblick auf die frühe Zeit der CREW, als alle noch zusammen die Ausbildung durchliefen. Dies allerdings im Versmaß DAKTYLUS und in 30 Strophen.

Für Interessierte und Genussleser darf der Chronist den Text schon an dieser Stelle bringen, zum einen, weil er von vielen Seiten nachgefragt wurde, zum anderen, weil er in seiner Grundaussage ab diesem Moment bei den verschiedensten Anlässen zitiert werden sollte:

Denn: "... bei der Marine geht keiner verloren!"

Mittwoch, 13. Oktober 2021, der 2. Tag

Das vielfältige Frühstück hatte die Qualität, auch Spätaufsteher schon früh aus den Federn zu werfen. Allerdings waren die Busse bereits für 0900 Uhr bestellt, und auch deshalb war man schon früh auf den Beinen.

Der Tag überzeugte schon am Morgen mit einem sonnigen Wetter. Die Fahrt nach Süden, immer am Außendeich entlang, führte uns nach Westerhever, wo wir einen herrlichen Blick auf die Nordsee, das Wattenmeer und auf den aus der Jever-Werbung bestens bekannten Leuchtturm WESTERHEVERSAND werfen durften. Sogar eine Hallig, es war SÜDFALL, zeigte sich uns in der Kimm.

Schon unterwegs waren wir von den versierten Reiseleitern "eingenordet" worden, so dass wir spielend das Gesehene einordnen konnten. "Nordsee life", allerdings bei Sonntagswetter, das nicht immer im Angebot ist.

Der nächste Haltepunkt war SANKT PETER-ORDING. Dieses weitläufige Seebad zeigte sich ebenfalls von der besten Seite, doch nicht jeder war bereit, den Marsch über die Seebrücke bis zur Wasserkante zu beschreiten. Da lockte doch die auf dem Brückenkopf positionierte Lokalität des Hauses GOSCH viel zu sehr. Man hätte gut den Tag dort verbringen können, doch das Programm musste abgearbeitet werden. Und genau dafür waren wir auch bereit, das thematisch bestimmende Nordfriesland zu verlassen, die Eider zu überqueren und die Nordspitze von Dithmarschen aufzusuchen. Von hier aus genossen wir den Überblick über die Nordsee, die Eider, das Katinger Watt und - vor allem auch - auf das mächtige Eidersperrwerk.

Diese Anlage aus den frühen 1970ern sorgt also schon seit fast 50 Jahren für die Sicherheit an der Küste. Wo früher die Sturmfluten ungehemmt ins Landesinnere strömen konnten, da besteht seitdem die Möglichkeit, diese vor der Tür zu lassen. Dann gehen die mächtigen Flut-Tore runter, und die Nordsee kann zusehen, wo sie sich austoben kann. Immerhin wird durch dieses Bauwerk die Deichlinie um 60 Kilometer verkürzt, und alle Deiche, die zuvor das erste und wichtigste Bollwerk waren, liegen seitdem in der zweiten Deichlinie und können ganz überwiegend "einen ruhigen Lenz schieben".

Zügig wurde Dithmarschen wieder verlassen. Nach einem Blick vom Bus aus auf den seit 1613 bestehenden, ursprünglich sehr wichtigen, heute aber eher romantisch-verträumten Hafen von Tönning ging es weiter zum WATTENMEERFORUM, ein wichtiges und interessantes Zentrum des schleswig-holsteinischen NATIONALPARKS WATTENMEER.

Wer sich je gefragt hat, was so im Wasser der Nordsee an Außenbordskameraden herumschwimmt, der konnte sich vor dem riesigen Aquarium nun ein Bild davon machen. Alle Großfische der Nordsee hatten eine Freude daran, sich dem Publikum in voller Pracht zu zeigen. Sogar ein Stör war dabei, der früher sogar weit in die Flüsse eindrang. Noch in den 1930er Jahren war er dort häufig anzutreffen und war darüber hinaus ein lohnendes Ziel für die ortsansässigen Fischer. Das Fleisch ging in die Küche, der Rogen als originaler Kaviar und für viel Geld in die großen Hotels von Hamburg. Der Stör soll sogar so häufig gewesen sein, dass es Bedienstetenverträge gab, in denen festgeschrieben war, dass Störfleisch nicht öfter als 4x in der Woche auf den Tisch kommen durfte.

Der Besucherauftrieb im Wattenmeerforum war doch erheblich an diesem Tag, man verlor sich. Doch wie nun bekannt: " ... bei der Marine geht keiner verloren!" und so fanden doch alle im Café des Hauses, spätestens jedoch an den Bussen wieder zusammen.

Nach so vielen Eindrücken war es Zeit, sich auszuruhen und zu stärken. So war es vom Crew-Ghost bestens eingerichtet, dass der Abschluss der Tagesfahrt im historischen Herrenhaus HOYERSWORT stattfand, wo früher der Staller als Stellvertreter des Schleswiger Herzogs residierte. Die vormals am Hause, in der Nähe der Eingangstür, angebrachten Ketten und Halseisen, an denen arme Sünder ihre Haftzeit verbüßen mussten, waren inzwischen entfernt worden, selbst zuletzt waren sie noch nicht einmal mehr für zahlungsunwillige Gäste in Betrieb genommen worden. Und während früher die Bewirtung im neben stehenden Haubarg stattfand, wurden wir in die Nobelzimmer des ersten Stocks gebeten. In diesem Ambiente schmeckte die Torte ganz besonders gut.

Recht spät waren wir am Hotel zurück. Wieder erwartete uns ein ganz vorzügliches Buffet, das bei den meisten von uns trotz der Torte ausreichend Zuspruch fand. Allerdings wurde die Bar im Anschluss eher weniger angesteuert, denn es stand noch ein Abendrundgang durch Husum auf dem Plan, der seinen Höhepunkt in einem Konzert im historischen Braukeller haben sollte. Alle, die dort anwesend waren, konnten es bestätigen: der Auftritt des regional bekannten "Dragseth Trios" war sehens- und hörenswert.

Donnerstag, 14. Oktober 2021, der 3. Tag

Ein Tag ohne Seefahrt ist bei der CREW IV/ 66 gänzlich undenkbar. So war auch niemand überrascht, dass für diesen Tag ein Ausflug zu den Halligen Hooge und Langeneß geplant war.

Ein schöner Spruch in diesen nordischen Landen lautet: Iss, was gar ist, trink, was klar ist, und sprich, was wahr ist. Essen und Trinken hatten wir schon gehabt, nun sollte also der Wahrheit genüge getan werden: Beim Blick über den Deich bei Schlüttsiel konnte sich jeder überzeugen, dass die Nordsee an diesem Tage ihr wahres Gesicht zeigen würde, wenn auch nur in moderaten Ausmaßen: Es war kühl, es war einigermaßen windig, der Himmel war bedeckt, und einige der grau-braunen Wellen zeigten schon hin und wieder Schaumkämme. Heute also Nordsee pur, und nicht so wie am Tag zuvor, als diese sich so friedlich und postkartenmäßig blau gezeigt hatte, wie es von den Touristikmanagern der Region im allgemeinen bevorzugt wird. Dafür aber echt und ... wahr!

Tatsächlich. Einige Wellen ließen das Schiff rollen und schaukeln, der Wind wehte uns Seefahrern um die Ohren und sogar der eine oder andere Schauer ließ vorübergehend die Warften der Halligen Gröde und Langeneß in den Wolkenbänken verschwinden. Doch bis Hooge hatte sich das Wetter einigermaßen stabilisiert, zumindest in den Planwagen auf dem Weg zur Backenswarft waren wir vor weiteren Erscheinungen meteorologischer Art sicher. Nicht so allerdings, als wir auf der Warft ausschwärmten. Der erwartete Eindruck von Romantik und Gemütlichkeit hielt sich doch stark in Grenzen, zumal nun auch wieder der Regen einsetzte. Was die Situation noch erschwerte, war, dass das Restaurant nur wenige Gäste einließ, das "Sturmflutkino" nicht jeder als Wetter-Schutzraum rechtzeitig erkannt und aufgesucht hatte und sogar der Lebensmittelladen wegen Mittagspause geschlossen war. Da zeigte sich also jetzt die wahre Nordsee, so wie wir sie kennen, seit wir vor über 50 Jahren hier zur See fuhren: Kalt, abweisend, ungnädig. Aber eben auch "wahr" und original.

Rettung kam erst, als wir zur nächsten Warft weiter transportiert worden waren. Hier fanden wir einen ordentlichen "Königspesel" vor, der warm und trocken war und mit heißen Getränken und kleinen Speisen aushelfen konnte. Trotzdem war es doch so, dass durch den Einsatz von 2 verschiedenen Planwagen ein wenig Chaos in der Truppe entstanden war. Doch kein Problem! Denn: "... bei der Marine geht keiner verloren!"

Die Weiterfahrt nach Langeneß dauerte nur kurz. Schon waren wir wieder an einem Anleger, und der Bug des Schiffes steckte tief im Wattgrund, da das Wasser inzwischen sehr gefallen war. Auch der Weg zum Restaurant war recht kurz und gut zu bewältigen trotz des kalten Windes. War die Verkostung zuvor im Königspesel von Hooge nur ein kleines, eher notgedrungenes Zwischenevent gewesen, so war hier nun eine Aufnahme an Nahrung geplant, die als verspätetes Mittagessen oder verfrühtes Abendessen angesehen werden konnte.

Was soll ich als bescheidener Chronist da lange reden? Ich sagen nur: Der Plan wurde voll und ganz umgesetzt! Fleisch, Wurst und Schweinebacke vom Grill, vielerlei Salate und Gemüse waren im Angebot und wurden reichlich nachgefragt. Nur "Lamm" gab es nicht, denn "das kann ja keiner bezahlen!" Doch auch ohne "Lamm" kamen die Körper der Crewmitglieder wieder so gut auf Temperatur, dass sogar kühles Bier geordert wurde. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass alles wieder im Lot war.

Bei einbrechender Dunkelheit waren wir zurück in Schlüttsiel, und als es ganz duster war, hatten wir das Hotel erreicht. Gegessen hatten wir schon, so stand jetzt der "Pflicht" nichts mehr im Wege. Im großen Saal kamen wir alle zusammen, dem Crew-Ghost wurde erneut und diesmal auch abschließend für die hervorragende Organisation des Crewtreffens gedankt, und es wurden schon Überlegungen angestellt, wo das nächste Treffen stattfinden könnte. Als Vorschlag lagen dann die Städte Goslar und Hameln "auf dem Tisch". Welcher der beiden sehenswerten Orte nun das Rennen machen wird, darüber können wir uns noch einige Monate lang Gedanken machen, denn der Zwei-Jahres-Rhythmus dieser Veranstaltung soll auch weiterhin beibehalten werden. Wollen wir also hoffen, dass wir dann auch alle wieder in gleicher Weise "auf und gesund" sind, um auch dann wieder pünktlich und belastbar "auf Deck" erscheinen zu können.

Nach dieser "Arbeit" im Versammlungsraum war es fast zwangsläufig, dass man sich im Barraum des Hotels erholen musste. Bei Bier und Wein, diesem und jenem, gelegentlich aber auch mit einem wohlschmeckendem Flammkuchen nach Art des Hauses.

Freitag, 15. Oktober 2021, der 4. Tag und Tag des Abschieds

Einige waren schon gefahren, alle anderen gönnten sich noch einmal das opulente Frühstück des Hotels. Doch der Moment der Abreise rückte immer näher. Auch wenn nicht alles, was man noch hätte sagen wollen, gesagt war, auch wenn nicht jeder die volle Aufmerksamkeit eines jeden erfahren hatte, die er hätte erfahren sollen, so war es doch nun an der Zeit aufzubrechen. Hände wurden geschüttelt, Schultern wurden geklopft, manche lagen sich in den Armen. Doch alle hofften, sich in zwei Jahren in aller Frische wiedersehen zu können, wenn der Crew-Ghost ein weiteres mal zum Großen Crewtreffen der Crew IV/ 66 aufgerufen haben wird. Wie gesagt: ALLE!

Denn: "... bei der Marine geht keiner verloren!"

Roland Blatt